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Kibiwe 2021

Die Geschichte vom Erzengel Rafael im Alten Testament

Was machen Engel eigentlich den ganzen Tag?

Rumfliegen und es sich gut gehen lassen?

Nein, Engel haben auch Aufgaben.

Und so erzählte der Engel Rafael seine Geschichte aus der Bibel, wie er einmal einen jungen Mann begleitet und ihm geholfen hat.

Die Geschichte beginnt mit einem Streit zwischen Eheleuten.

Tobit, Hanna und ihr Sohn Tobias lebten in Ninive.

Der Mann, Tobit, war erblindet und konnte nicht mehr für die Familie sorgen. Seine Frau, Hanna, musste arbeiten gehen.

Das Geld war knapp, aber trotzdem war Tobit seine Ehrlichkeit wichtiger als alles andere.

Als seine Frau ein Schaf als Lohn für ihre Arbeit nach Hause brachte, behauptete Tobit: „Du hast das Schaf gestohlen!“

Hanna war wütend: „Du bist ein verbitterter alter Mann, Tobit. Du bist arm und nutzlos und jetzt unterstellst du mir auch noch, dass ich stehle!“

Screenshot aus dem Livestream, aufgezeichnet von Harald Renz

Tobit tat es leid, dass er Hanna unschuldig verdächtigt hatte.

Er betete zu Gott: „Bitte, Gott, hilf mir!“

Plötzlich fiel Tobit etwas ein.

Er rief seinen Sohn Tobias zu sich.

Er sagte zu Tobias:

„Sei immer ein ehrlicher Mann und tue das Gute!

Was du dir selbst verhasst ist, das tu auch keinem anderen an!

Und nun, höre: Wir sind nicht arm. Vor vielen Jahren habe ich einem Freund namens Gabael Geld geliehen.

Du musst zu Gabael reisen und das Geld dort abholen. Aber Gabael wohnt in Rages in Medien.“

„Das ist weit weg“, sagte Tobias, „und ich kenne den Weg nicht. Wie soll ich nach Rages in Medien kommen?“

„Du musst dir einen zuverlässigen Reisebegleiter suchen“, antwortete Tobit.

Und so geschah es.

Tobias fand einen zuverlässigen Reisebegleiter und das war niemand anderer als der Engel Rafael!

Nur, dass weder Tobias noch seine Eltern wussten, dass es ein Engel war, der Tobias begleiten würde.

Rafael nahm sogar einen anderen Namen an, um anonym zu bleiben: Asarja.

Und so machten sich Tobias und Rafael auf den Weg.

Ihr Weg führte sie zum großen Fluss Tigris. Tobias war begeistert und sprang sofort in den Fluss.

Plötzlich tauchte ein großer Fisch auf, der Tobias fressen wollte.

„Asarja, hilf mir!“ rief Tobias.

„Pack den Fisch und zieh ihn an Land!“ antwortete Rafael. „Du schaffst das, Tobias!“

Und tatsächlich: Tobias konnte den Fisch überwältigen und zog ihn an Land.

Jetzt hatten sie leckeren Fisch zum Abendessen!

Tobias nahm den Fisch aus und wollte die Innereien des Fisches in den Fluss zurückwerfen, aber …

… da fiel ihm Rafael in die Arme:

„Wirf Galle, Leber und Herz des Fisches nicht weg, Tobias, sondern hebe sie auf!“

„Warum sollte ich das tun?“, fragte Tobias. „Das ist doch ekelhaft!“

„Die Galle, die Leber und das Herz sind wertvolle Medizin“, antwortete Rafael.

Tobias blieb skeptisch, aber er vertraute auf Rafael und packte die Galle, das Herz und die Leber in seinen Rucksack.

Wenig später sagte Rafael zu Tobias:

„Da vorne liegt die Stadt Ekbatana. Da wohnt Raguel, ein Verwandter von dir, mit seiner Frau Edna. Dort können wir übernachten.

Raguel hat eine Tochter namens Sara, die ist klug und schön. Du solltest diese Sara heiraten. Sie ist die ideale Frau für dich.“

Tobias war entsetzt: „Oh nein, von dieser Sara habe ich schon gehört! Man sagt, dass sie schon mit sieben Männern verheiratet war und alle Männer in der ersten Nacht nach der Hochzeit gestorben sind.

Man sagt, ein eifersüchtiger Dämon würde sie lieben, der jeden tötet, die sich ihr nähern will.“

„Aber du kannst dieser Sara helfen“, antwortete Rafael. „Du hast doch noch das Herz und die Leber des Fisches, den du überwältigt hast, oder?“

„Na klar“, meinte Tobias, „Du hast mir ja gesagt, dass ich die aufheben soll!“

„Wenn man das Herz und die Leber dieses Fisches in der Nähe der kranken Person verbrennt, dann vertreibt der Geruch alle Finsternis und jeden Dämon“, sagte Rafael. „Vertrau mir!“

Im Haus des Raguel in Ekbatana lästerten die Mägde über Sara:

„Sieben Männer hat Sara schon auf dem Gewissen! Bald braucht sie einen eigenen Friedhof für sich allein.

Das Beste wäre, wenn sie selbst sterben würde. Dann wäre endlich Ruhe und der Spuk vorbei.

So etwas wie sie sollte erst gar nicht leben dürfen.“

Sara bekam das alles mit.

Sie war traurig und betete:

„Bitte, Gott, hilf mir!“

Screenshot aus dem Livestream, aufgezeichnet von Harald Renz

Als Tobias und Rafael kamen, wurden sie von Raguel und Edna freundlich aufgenommen.

„Edna, meine Frau, bring Essen und Wein herbei! Sara, hilf deiner Mutter!“ rief Raguel und so setzten sich Raguel, Rafael und Tobias zu Tisch.

Während dem Essen sagte Tobias leise zu Rafael: „Asarja, sage du dem Raguel, dass ich Sara, seine Tochter, zur Frau nehmen will.“

„Du hast dich verliebt!“ sagte Rafael.

Und der Engel hatte Recht: Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen Tobias und Sara.

Aber Raguel hörte das Gespräch zwischen Rafael und Tobias und sagte:

„Du kennst die Geschichte meiner Tochter? Du weißt, dass sie schon mit sieben Männern verheiratet war und alle sieben tot sind?“

Da schob Tobias seinen Teller weg und antwortete:

„Ich will nichts essen und trinken, bevor du mir nicht deine Tochter Sara zur Frau geben willst.“

Und so geschah es.

Schweren Herzens gab Raguel dem Tobias seine Tochter Sara zur Frau.

Tobias musste und durfte nun die Nacht im Zimmer von Sara verbringen.

Screenshot aus dem Livestream, aufgezeichnet von Harald Renz

Aber Tobias vergaß nicht, welchen Rat ihm der Engel gegeben hatte.

Er verbrannte das Herz und die Leber des Fisches im Zimmer von Sara um damit die Krankheit von Sara zu heilen.

Raguel dagegen begann schon mitten in der Nacht, ein Grab für Tobias auszuheben.

„Schau du in das Zimmer, wo Sara und Tobias die Nacht zusammen verbracht haben“, sagte er zu seiner Frau Edna. „Dann schaffen wir den Toten weg und beerdigen ihn heimlich. Wenn wir Glück haben, dann erfährt niemand davon. Es wird schon genug über uns geredet.“

So ging Edna zum Zimmer von Sara und …

… sah voller Freude, dass Tobias noch lebte!

„Gepriesen bist du Herr, unser Gott, für deine Barmherzigkeit!“ rief Raguel, als er es erfuhr.

Und Edna sagte: „Schnell, geh und schaufel das Grab wieder zu, Raguel!“

Was Raguel natürlich tat.

War da nicht irgendetwas mit Geld, dass Tobias von Gabael in Rages in Medien abholen sollte?

Diese Aufgabe übernahm Rafael für Tobias, damit der sich um seine Frau kümmern konnte.

Tatsächlich kam Rafael mit dem Geld aus Rages in Medien bald wieder zurück und so machten sich Tobias, Rafael und auch Sara auf den Heimweg zu Tobit und Hanna nach Ninive.

„Ob sich dein Vater und deine Mutter freuen werden, wenn sie mich sehen und erfahren, dass wir geheiratet haben?“ fragte Sara während sie unterwegs waren.

„Aber sicher, Sara!“ antwortete Tobias. „Obwohl, mein Vater kann dich nicht sehen, er ist ja blind.“

Da erinnerte Rafael Tobias daran, dass er von den Innereien des Fisches noch etwas im Rucksack hätte – die Galle!

Und Tobias dämmerte, wozu die Galle gut sein würde: Mit ihrer Hilfe würde er die Blindheit seines Vaters heilen können!

Und so geschah es.

Kaum zu Hause angekommen, heilte Tobias mit Hilfe der Galle die Blindheit seines Vaters.

Dann stellte er Sara seinen Eltern vor. Tobit und Hanna freuten sich, dass Tobias geheiratet hatte und hießen Sara herzlich willkommen.

Tobias nahm die Hälfte des Geldes, das Rafael aus Rages in Medien geholt hatte, und wollte es Rafael als Lohn geben und ihm danken, aber Rafael antwortete:

„Ist dir eigentlich nicht aufgefallen, dass ich in der ganzen Zeit, in der wir zusammen waren, nie etwas gegessen oder getrunken habe?“

Da wurde Tobias nachdenklich und Rafael sagte zu Tobias und Tobit:

„Ich bin Rafael, einer von sieben Engeln, die Tag und Nacht vor Gottes Herrlichkeit stehen und sein Angesicht schauen.

Danke nicht mir, sondern dem, der mich geschickt hat. Gott hat dein Gebet erhört, Tobit, und das Gebet Saras.“

Und Rafael erzählte:

„Das ist meine Geschichte, als ich den jungen Tobias seinerzeit begleitet habe. Und so wie bei Tobias haben wir Engel auch ein Auge auf jeden von euch.

Manchmal geben wir Engel euch nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung oder einfach nur einen guten Tipp.

Wichtig ist: Wenn wir Engel die Menschen begleiten, dann tun wir das, weil Gott es uns aufgetragen hat.

Gott ist unser Chef, niemand sonst.

Dankt also Gott, dass er auch euch begleitet und beschützt.“

Musikquelle: Pixabay (the way home)