Vom Engel Michael erzählt die Bibel, er habe mit seinem Engelheer gegen einen gewaltigen Drachen gekämpft und ihn besiegt.
Das ist natürlich eine phantastische Geschichte und eine spannende obendrein!
Aber – dürfen Engel überhaut kämpfen?
Wenn das so ist, dann müssen sie einen wirklich guten Grund haben.
Doch der Engel erzählte den Kindern nicht die Geschichte von seinem Drachenkampf.
Er erzählte die Geschichte von Menschen, die so wie er und sein Heer, also wie die Engel, gekämpft haben.
Die Geschichte beginnt am 1. Dezember 1955 in Montgomery, einer Stadt im Süden der USA, in einem Bus.
In Montgomery leben Menschen mit dunkler Hautfarbe und Menschen mit heller Hautfarbe.
Aber die Menschen mit heller Hautfarbe bestanden damals darauf, dass sie mit den Leuten mit dunkler Hautfarbe nichts zu tun haben wollten und hielten sich für etwas Besseres.
So gingen die Kinder nach Hautfarbe getrennt in Schulen und die Menschen in verschiedene Kirchen zum Gottesdienst, es gab verschiedene Restaurants, sogar die Toiletten waren getrennt!
Im Bus mussten die Leute mit dunkler Hautfarbe hinten sitzen.
Sie durften auch nicht vorne einsteigen und an den Sitzen der Menschen mit heller Hautfarbe vorbeigehen.
Sie mussten vorne beim Busfahrer zahlen, dann wieder aussteigen und noch einmal hinten einsteigen.
Für Menschen mit heller Hautfarbe mussten sie ihren Sitzplatz frei machen, wenn der Bus voll war, und stehen, damit sich der Mensch mit der hellen Hautfarbe hinsetzen konnte.
An diesem 1. Dezember 1955 – es war ein Donnerstag – saß eine Frau namens Rosa Parks im Bus. Es war kein Sitzplatz mehr frei und der Busfahrer forderte sie auf, für einen Mann mit heller Hautfarbe aufzustehen.
Rosa Parks hatte genug davon, von Menschen mit heller Hautfarbe so behandelt zu werden als sei sie weniger wert.
Sie weigerte sich aufzustehen und wurde deshalb verhaftet.
Aus diesem Grund beschlossen die Menschen mit dunkler Hautfarbe, am folgenden Montag nicht mit dem Bus zu fahren.
Und so geschah es.
Am Montag, den 5. Dezember 1955, fuhren nur Menschen mit heller Hautfarbe mit dem Bus.
Die Menschen mit dunkler Hautfarbe beschlossen nun, so lange nicht mehr mit den Bussen zu fahren, bis sie genauso behandelt werden würden wie die Menschen mit heller Hautfarbe.
Sie gingen ab sofort zu Fuß zur Arbeit oder in die Schulen. Dafür liefen sie jeden Tag weite Strecken. Stell dir vor, du müsstest jeden Tag nach München laufen und zurück!
Leute, die ein Auto hatten, stellten es für Fahrdienste zur Verfügung.
Als Anführer ihres Busboykotts wählten sie einen Pfarrer, der erst seit Kurzem in Montgomery lebte:
Martin Luther King.
Für die Stadt Montgomery hatte der Busboykott schlimme Folgen.
Die Geschäfte in der Innenstadt verdienten weniger Geld, weil die Menschen mit dunkler Hautfarbe nicht mehr mit den Bussen zum Einkaufen fuhren.
Die Busgesellschaft hatte natürlich viel weniger Einnahmen, weil kaum noch Leute mit den Bussen fuhren.
Aber der Bürgermeister von Montgomery und seine Berater wollten nicht nachgeben.
„Es ist Gesetz, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe und Menschen mit heller Hautfarbe getrennt leben müssen!“, sagte der Bürgermeister. „Und außerdem gehört es zu unserer Kultur.“
Andere sagten sogar, dass es der Wille von Gott sei, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe anders behandelt werden müssten wie Menschen mit heller Hautfarbe. Gott hätte die Menschen so erschaffen.
Die Polizei in Montgomery schikanierte und bedrohte Menschen mit dunkler Hautfarbe, wann immer sich die Gelegenheit bot.
Die Menschen mit dunkler Hautfarbe ließen sich nicht provozieren und auch nicht einschüchtern.
Sie blieben friedlich, aber sie weigerten sich, mit den Bussen zu fahren.
Immer wieder trafen sich die Menschen mit dunkler Hautfarbe in ihren Kirchen, um gemeinsam zu beten und sich gegenseitig Mut zu machen.
„Wir kämpfen nicht gegen die Menschen mit heller Hautfarbe und sie sind nicht unsere Feinde“, ermahnte sie Martin Luther King. „Es ist ein Kampf zwischen Dunkelheit und Licht, zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.
Wir kämpfen für das Licht und für die Gerechtigkeit und Gott ist auf unserer Seite!“
Am 30. Januar 1956 explodierte eine Bombe im Haus von Martin Luther King.
Natürlich kamen die Polizei und auch der Bürgermeister von Montgomery zum Tatort, aber auch eine große Menge von Menschen mit dunkler Hautfarbe, die ziemlich wütend waren.
Sie hatten wirklich große Lust, den Bürgermeister und die Polizisten zu verprügeln und eigentlich auch wirklich Grund dazu.
Aber Martin Luther King kam aus dem zerbombten Haus und sprach zu den Menschen mit dunkler Hautfarbe:
„Kein Mensch ist zu Schaden gekommen, niemand ist verletzt, meine Frau und meine Tochter sind wohlauf.
Wenn ihr Waffen dabei habt, bringt sie nach Hause. Schafft euch keine Waffen an, wenn ihr keine habt. Erinnert euch an die Worte Jesu: „Wer zum Schwert greift, der wird durch das Schwert umkommen.“
Wir können mit Gewalt nicht gewinnen.
Wir müssen unsere weißen Brüder und Schwestern lieben, und sie sollen wissen, dass wir sie lieben.
Jesus sagt: „Liebt eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen.“
Was wir tun, das ist richtig. Wir sind auf der Seite der guten Mächte, des Lichtes und der Gerechtigkeit und Gott ist mit uns.“
Nachdem der Bürgermeister von Montgomery nicht bereit war, etwas an der Ungerechtigkeit in den Bussen zu ändern, gingen die Menschen mit dunkler Hautfarbe vor Gericht.
Das dauerte fast das ganze Jahr 1956.
Am 13. November entschied das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten, dass die Trennung nach Menschen mit heller und dunkler Hautfarbe gegen das Gesetz sei.
Viele Menschen mit heller Hautfarbe hatten inzwischen selbst genug von dieser Trennung.
Der Bürgermeister von Montgomery sagte, er würde sich trotzdem weiter für die Trennung nach Hautfarbe einsetzen, aber seine größte Sorge war:
„Das Schlimmste ist: Die Leute mit dunkler Hautfarbe können jetzt herumlaufen und damit angeben, dass sie gegen uns gewonnen haben!“
Er hatte immer noch nicht verstanden, dass es nicht darum ging, die Menschen mit heller Hautfarbe zu bekämpfen und zu besiegen.
Martin Luther King sagte den Menschen mit dunkler Hautfarbe in einer Versammlung in der Kirche:
„Merkt euch: Die meisten weißen Leute sind nicht gegen uns. Und dann, denkt daran: Nicht wir sind die Sieger, sondern die Gerechtigkeit hat gesiegt.
Seid stolz, aber nicht arrogant, ruhig, aber nicht schüchtern. Wenn ihr einen Sitzplatz habt und jemand will ihn euch wegnehmen, weil ihr eine dunkle Hautfarbe habt, dann bleibt sitzen. Bleibt gewaltfrei, aber bleibt sitzen.
Ich glaube übrigens fest, dass wir in diesen Monaten einen himmlischen Begleiter hatten, denn Gott ist auf unserer Seite, er ist auf der Seite der Gerechtigkeit.
Heute wurde ein Sieg errungen, aber es ist kein Sieg über andere Menschen. Es ist ein Sieg der Wahrheit und Gerechtigkeit, ein Sieg für die Gemeinschaft aller Menschen.“
Am 21. Dezember 1956 war es soweit: An diesem Tag wurde die Trennung nach Hautfarbe in den Bussen von Montgomery aufgehoben.
Die Menschen mit dunkler Hautfarbe fuhren wieder mit den Bussen.
Sie waren 382 Tage bei Sonne, Wind, Regen und Schnee zu Fuß gegangen.
Sie hatten die Ungerechtigkeit besiegt.
Michael sagte:
„Vielleicht habt ihr jetzt verstanden, warum der Drache böse war, gegen den ich gekämpft habe.
Er steht für die bösen Dinge, die passieren: Ungerechtigkeit, Hass, Gewalt …
Dagegen kämpfe ich, Michael, im Himmel und ihr, versprecht mir, kämpft dagegen auf der Erde. Ohne Gewalt, versteht sich.
Denn Gott will, dass alle Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben.“
Martin Luther King setzte sich weiter für die Rechte der Menschen mit dunkler Hautfarbe ein und kämpfte gegen die Ungerechtigkeit.
Am 4. April 1968 wurde er von einem Attentäter erschossen. Er wurde 39 Jahre alt.
„Ich habe einen Traum“: Die Rede von Martin Luther King am 28.8.1963 beim Marsch nach Washington