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Kibiwe 2024

Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Korbinian! – Das Szenenspiel

Was mal gesagt werden muss …

Fotos entstehen

nicht von allein.

Ohne Fotos wäre

diese Homepage

stinklangweilig.

Gabi hat die Fotos

gemacht.

DANKE!

Korbinians Welt – das 8. Jahrhundert

Das weströmische Reich ist Geschichte und die Völkerwanderung vorbei.

Die Leute sind also im Großen und Ganzen da, wo sie für die nächsten paar Jahrhunderte historisch gesehen hingehören, aber die politische Landschaft wird in wenigen Jahrzehnten Vergangenheit sein, wenn Karl der Große mit Europa fertig ist.

Königreiche und Herzogtümer, die sich gerade noch als etabliert und alteingesessen betrachteten, werden dann der Vergangenheit angehören und vergessen sein: Die Awaren, die Langobarden, um Beispiele zu nennen.

Fremd erscheint vielleicht, was man im 8. Jahrhundert als Bayern bezeichnet: Schwaben, Oberpfalz und natürlich Franken gehören nicht dazu, dafür weite Teile des heutigen Österreichs bis hin zu Südtirol.

Auch die bayrische Herrscherfamilie erscheint uns fremd, dabei gilt sie im 8. Jahrhundert als ein sehr altes Adelsgeschlecht. Karl der Große wird den letzten der Agilolfinger, Tassilo III., im Zuge seiner Neuordnung Europas entmachten.

Aber – noch nicht zurzeit Korbinians!

Und auch noch nicht zurzeit Arbeos, der nach Korbinian der 4. Bischof in Freising war und die Lebensbeschreibung Korbinians aufschrieb.

Beim Kibiwe 2024 erzählte Arbeo selbst den Kindern von Neufahrn die Geschichte des Heiligen Korbinian, aber hört und seht selbst!

Jetzt geht es los!

Freitagnachmittag

Arbeo erzählt:

Korbinians Geschichte begann nicht hier in Bayern, sondern im Frankenreich, ungefähr das, das man in eurer Zeit Frankreich nennt.

Dort hatte sich Korbinian in der Nähe einer kleinen Kirche, die dem Heiligen Germanus geweiht war, ein einfaches Haus gebaut, um an diesem Ort mit seinen Freunden ein ruhiges, einsames und gottgefälliges Leben zu führen.

Denn Gott, so hatte Korbinian schon früh beschlossen, der war das wichtigste in seinem Leben.

Korbinian und die gestohlene Lotta

„Kommt, wir wollen miteinander zu Abend beten!“, ruft Korbinian seine Gemeinschaft zusammen.

Nach dem Gebet schaut Anserich noch nach Lotta, dem Maultier, das der Gemeinschaft gehört. „Es ist ein schöner Abend, da darfst du noch auf der Weide bleiben, bevor ich dich für die Nacht in den Stall zurückbringe“, beschließt Anserich.

Doch während die Gemeinschaft beim Abendessen ist, kommt ein Mann, sieht Lotta, stiehlt sie und nimmt sie einfach mit!

Der Diebstahl wird schnell entdeckt. Uta und Anserich suchen überall verzweifelt nach Lotta, aber der Dieb und das Maultier sind spurlos verschwunden. Es wird Nacht und die Beiden müssen die Suche abbrechen.

Nachts betet Korbinian: „Guter Gott, ich weiß, dass man sein Herz nicht an Besitz hängen soll, aber bitte bringe uns Lotta wohlbehalten wieder zurück!“

Am nächsten Morgen geschieht das Wunder: Der Dieb kommt mit Lotta zurück.

„Haben wir dich, du Taugenichts!“, ruft Anserich, doch Korbinian sagt: „Tut dem Mann nichts zu leide! Seht ihr denn nicht, dass er seine Hände nicht von selbst bewegen und von Lotta lösen kann?“

Uta und Anserich lösen die Hände des Diebes von Lotta und bringen ihn zu Korbinian.

Korbinian redet dem Dieb ins Gewissen: „Was hast du dir dabei gedacht, einfach unsere Lotta stehlen? Möchtest du etwa, dass andere Leute dir wegnehmen, was dir gehört?“

Der Dieb antwortet: „Ich wünschte, ich hätte etwas, das man mir wegnehmen kann. Weil ich arm bin, deshalb habe ich das Maultier gestohlen.“

Dann erzählt er, wie es ihm ergangen ist: „Kaum hatte ich das Maultier berührt, konnte ich meine Hände nicht mehr ihm lösen. Die ganze Nacht ist es mit mir durch Dornen und Disteln gelaufen.“

Da hat Korbinian Mitleid und sagt zu Uta: „Gib diesem Mann drei Silberstücke, damit seine Armut ihn nicht mehr zwingt, die Gebote Gottes zu brechen!“ Etwas widerstrebend gibt Uta dem Dieb drei Silberstücke.

Der Dieb ist außer sich vor Freude. Er lobt Gott und bedankt sich überschwänglich bei Korbinian.

Anserich und Uta sind auch zufrieden. Anserich meint: „Ich hätte den Dieb verprügelt und vielleicht dabei totgeschlagen“, und Uta antwortet: „Doch Korbinian in seiner Weisheit hat uns und den Dieb davor bewahrt, das Falsche zu tun.“

Arbeo erzählt:

Diese wunderbare Geschichte mit dem Maulesel, und vieles mehr ereigneten sich dort in dem kleinen Haus bei der Kirche des Heiligen Germanus.

Und so geschah, was geschehen musste: Korbinian wurde im ganzen Frankenreich bekannt.

Das klingt im ersten Moment großartig, aber leider hatte diese Berühmtheit für Korbinian und seine Gemeinschaft eher Nachteile …

Korbinian und die gestohlene Ruhe

Korbinian und seine Gemeinschaft möchten beten. Doch leider bekommen sie Besuch …

„Auch ich will Gott zum Mittelpunkt meines Lebens machen und ihm in der Einsamkeit dienen“, bittet Hiltrud, eine der Besucherinnen.

„Und ich will gerne sehen, wie dieser Gottesmann Korbinian lebt. So vorbildlich!“, meint Wulfa, die andere Besucherin, „Lasst euch von uns nicht stören!“

Korbinian und seine Gemeinschaft fangen wieder an zu beten, aber …

„Das ist der Heilige Mann, der Wunder tun kann!“ Der ehemalige Dieb besucht Korbinian regelmäßig.

Wulfa interessiert sich natürlich brennend für die Geschichte mit der Lotta und der ehemalige Dieb erzählt sie ihr gerne.

Korbinian und seine Gemeinschaft versuchen wieder zu beten …

„Korbinian! Korbinian! Ich bin’s!“ Seine Tante ist gekommen.

Sie hat Essen und ihren Sohn Erenbert dabei: „Erenbert möchte gerne bei dir bleiben, ich hoffe, du hast nichts dagegen. Mein Sohn, der Schüler seines berühmten Cousins Korbinian! Wie meine Nachbarinnen mich um diese Ehre beneiden!“

Während Wulfa und der ehemalige Dieb sich angeregt unterhalten und die Tante gleich mal das Bett lüftet, machen Korbinian und seine Gemeinschaft einen neuen Anlauf zu beten …

Fanfaren ertönen!

Fürst Pippin hat zwei Abgesandte geschickt, die ein wertvolles Geschenk überbringen wollen.

Einen kostbaren Mantel, den der Fürst selber bei der jährlichen Versammlung des Heeres getragen hat, und mit dem er nun Korbinian ehren möchte.

Wulfa, der ehemalige Dieb und die Tante sind restlos begeistert.

Aber nicht Korbinian: „Es ist einfach unglaublich! Ich will nichts als meine Ruhe und mein Leben Gott widmen. Dazu habe ich mich in die Einsamkeit zurückgezogen, und jetzt geht es hier zu wie auf dem Marktplatz!“

Korbinian befiehlt Anserich und Uta, den Mantel zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben. Auch von dem Essen der Tante sollen sie nur das Nötigste behalten.

Korbinian verabschiedet die Tante, Wulfa und den ehemaligen Dieb, aber er weiß: Schon am nächsten Tag werden wieder Leute kommen.

„Dann geh doch woanders hin!“, meint Erenbert.

Und so fasst Korbinian den Entschluss: „Ich gehe zum Papst nach Rom und werde ihn bitten, mir ein Stück Land zu überlassen. Dort, in der Nähe der Heiligen Stadt, kann ich in Ruhe und Einsamkeit für Gott leben.“

Uta, Anserich, Hiltrud und Erenbert schließen sich Korbinian an. Gemeinsam mit Lotta machen sie sich auf den Weg nach Rom.

Korbinian und der gefräßige Bär

Der Weg führt über die Alpen ins schöne Südtirol.

„Für heute sind wir genug gewandert. Wir wollen hier Rast machen“, sagt Korbinian.

„Da drüben ist ein hübscher Fleck, wo Lotta frisches Gras und grüne Kräuter zum Fressen finden kann“, meint Anserich und führt Lotta dorthin.

„Wenn wir die Alpen hinter uns haben, dann müssen wir noch durch Italien wandern. Aber es wird nicht mehr so steil und gefährlich sein“, erklärt Korbinian.

Erenbert fragt: „Vor wem müssen wir uns fürchten?“

„Vor Räubern und vor wilden Tieren“, antwortet Uta und Korbinian ergänzt: „Deswegen muss auch jede Nacht einer von uns Wache halten. Wer ist heute Nacht dran?“

Anserich meldet sich: „Ich bin dran.“

Alle schlafen und Anserich wacht.

Doch er ist müde und so schläft auch er ein.

Am nächsten Morgen geht Anserich und schaut nach Lotta …

„Ein Bär! Ein riesengroßer Bär! Er hat unsere Lotta gefressen!“, schreit er.

Alle sind starr vor Angst, nur Korbinian nicht.

Er sagt: „Bleibt ruhig und vertraut auf Gott. Anserich, geh zu dem Bären und bringe ihn hierher.“

Zuerst zögert Anserich, doch dann tut er, was Korbinian gesagt hat.

Tatsächlich lässt sich der Bär von Anserich am Ohr herbeiführen.

„Nun, Meister Bär, du hast unsere liebe Lotta gefressen. Doch wer trägt jetzt unser Gepäck nach Rom? Diese Aufgabe musst du übernehmen“, spricht Korbinian den Bären an.

Begeistert ist der Bär nicht, aber er tut, was Korbinian ihm befohlen hat.

Anserich lädt dem Bären Lottas Gepäck auf und so machen sich Korbinian, der Bär und die Gemeinschaft weiter auf den Weg nach Rom.

Freitagabend

Arbeo erzählt:

Nach wochenlanger Wanderung waren Korbinian und seine Gemeinschaft endlich in Rom angekommen.

Gerade um die Zeit herum, da Korbinian in Rom war, hatte der Papst, der Bischof von Rom, einen weiteren wichtigen Besuch.

Es war Theodo, Herzog von Bayern aus dem Hause der Agilolfinger.

Mit seiner Frau Folchaid und einem seiner Söhne, Grimoald, hat er sich auf den Weg nach Rom gemacht um dem Papst eine Bitte vorzutragen.

Korbinian und der unangenehme päpstliche Auftrag

Theodo bittet den Papst:

„Schon vor vielen Hunderten von Jahren ist in meine Heimat, Bayern, das Christentum gekommen und heute bekennen sich, auch dank meiner Bemühungen, die Menschen in Bayern zu unserem Herrn Jesus Christus.

Aber die Menschen in Bayern haben wenig Ahnung von ihrem Glauben.

Darum möchte ich gerne, dass wir in Bayern Bischöfe bekommen, die dafür sorgen, dass die Menschen mehr von Gott erfahren. Regensburg, Passau und Salzburg sind recht große und alte Städte in Bayern.

Die würden sich gut dafür eignen, dass ein Bischof darin wohnt.

Und dann gibt es noch Freising, wo dieser, mein Sohn Grimoald, lebt.

Es liegt im Herzen Bayerns und deshalb sollte auch dort ein Bischof seinen Wohnsitz haben.“

Der Papst findet Theodos Plan ausgezeichnet und lässt dem Herzog von Bayern eine Urkunde ausstellen.

Dann bittet er den nächsten Besucher herein. Es ist Korbinian.

„Ist das nicht der Gottesmann, dem ein wilder Bär das Gepäck bis vor die Tore Roms getragen hat?“ fragt der Papst.

„Der Ruf seiner Frömmigkeit ist im ganzen Frankenreich bekannt“, antwortet Peter, sein Sekretär.

So empfängt der Papst Korbinian.

Auch Korbinian trägt dem Papst sein Anliegen vor:

„Ich liebe die Ruhe und die Einsamkeit und möchte mein Leben Gott widmen.

Doch in den letzten Jahren kann von Ruhe und Einsamkeit keine Rede mehr sein.

Menschen kommen jeden Tag, sie fragen mich um Rat, sie bitten um meine Hilfe und bringen mir Geschenke, die ich gar nicht haben will.

Bitte, mein Herr, überlasse mir irgendein Grundstück in der Nähe von Rom, damit ich dort mit meiner Gemeinschaft in Ruhe und Einsamkeit leben und beten kann.“

Der Papst kann das Anliegen von Korbinian verstehen, doch er antwortet ihm:

„Du sagst, du willst dein Leben Gott weihen. Dann tue das, was du bisher getan hast:

Gib guten Rat denen, die dich um Rat fragen, hilf denen, die dich um Hilfe bitten, nimm die Geschenke an und verteile sie an die Armen.

Verkünde den Menschen die Botschaft von Gott und unserem Herrn Jesus Christus!

Jesus sagt: Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Mt 5,14-16)

Ein so großes Licht wie du bist, Korbinian, darf man nicht unter den Scheffel stellen.“

Und so weiht der Papst Korbinian zum Bischof und schickt ihn zurück ins Frankenreich um den Menschen die Botschaft von Jesus Christus zu verkünden.

Herzog Theodo und seine Familie haben in der Zwischenzeit ihre Urkunde erhalten, die ihnen erlaubt, in Regensburg, Passau, Salzburg und Freising Bischofssitze zu errichten.

Jetzt brauchen sie nur noch Bischöfe.

Grimoald sieht Korbinian, der gerade mit seiner Gemeinschaft Rom verlässt, und ruft:

„Da vorne sehe ich schon einen Bischof laufen. Der wäre der Richtige für Freising.“

Samstagvormittag

Arbeo erzählt:

Korbinians Wunsch nach Ruhe und Einsamkeit in der Nähe von Rom hatte der Papst nicht erfüllt.

Stattdessen hatte er ihn zum Bischof geweiht und ihm den Auftrag gegeben, den Menschen von Gott und Jesus zu erzählen.

Korbinian machte sich also auf den Weg zurück ins Frankenreich.

In Südtirol machte er Rast, bevor er und seine Gemeinschaft den beschwerlichen Weg über die Alpen gehen würden.

Korbinian und die bayrische Entführung

Südtirol gefällt Korbinian und seiner Gemeinschaft gut.

Anserich und Erenbert haben einen Ausflug gemacht und sind die steile Schlucht zum Fluss Passer hinab- und wieder hinaufgestiegen.

„Schaut mal, wie steil es da hinunter geht!“, ruft Erenbert und beugt sich weit über die schützende Mauer. „Fall nicht hinunter!“ ruft Hiltrud und hält den Jungen vorsorglich fest.

Auch Korbinian war in der Gegend unterwegs:

„Wie schön es hier ist und wie ruhig! Wie gerne würde ich hier in dieser Einsamkeit bleiben.

Wir könnten uns ein kleines Haus bauen, Schafe, Ziegen, vielleicht sogar eine Kuh halten, Getreide, Gemüse und Obst anbauen und uns nur von dem ernähren, was uns durch die Güte Gottes die Natur schenkt.“

Uta ist begeistert: „Niemand würde uns stören …“

Gerade in diesem Moment stürmen die Wachen des bayrischen Herzogs herbei.

„Willkommen im schönen Bayernland!“, rufen sie, „Wir kommen im Auftrag Herzog Grimoalds, dem Sohn Herzog Theodos von Bayern. Unser Herr, Grimoald, hat uns beauftragt, dich, ehrwürdiger Bischof Korbinian, nach Freising zu begleiten.“

„Ich will gar nicht nach Freising!“, entgegnet Korbinian.

„Dann zwingen wir dich, mit uns nach Freising zu kommen“, antworten die Wachen, „Befehl von Herzog Grimoald!“

„Kommt nur her, dann könnt ihr was erleben!“, ruft Anserich und will die Wachen angreifen, aber Korbinian schreitet ein: „Lass es gut sein, Anserich. Es wird der Wille Gottes sein, dass wir mit diesen Herrn nach Freising gehen, und den Willen Gottes wollen wir tun.“

Und so machen sich Korbinian und seine Gemeinschaft, geführt von den Wachen Herzog Grimoalds, auf den Weg nach Freising.

Arbeo erzählt:

Sie wanderten den beschwerlichen Weg über die Alpen und durchs Voralpenland an der Isar entlang Richtung Norden.

Hier war der Weg plötzlich nicht mehr so beschwerlich und so führte sie der Weg nach …

Korbinian und die freundlichen Neufahrner und Neufahrnerinnen

„Ich dachte, in Bayern gibt es nur Berge, aber hier ist alles flach“, meint Erenbert.

„Seht nur, da vorne ist eine kleine Siedlung!“, ruft Uta.

„Das ist nur Neufahrn. Dort wohnen arme Bauern, mehr nicht“, antwortet einer der Wachen.

„Aber sie haben eine kleine Kirche erbaut! Lasst uns dort hingehen!“, meint Korbinian.

Da kommen ihnen schon Kinder aus Neufahrn entgegen und begrüßen sie freundlich: „Willkommen in Neufahrn! Wo kommt ihr her?“

„Wir kommen aus dem Reich der Franken, waren in Rom und sind nun unterwegs nach Freising“, antwortet Korbinian und Erenbert ergänzt stolz: „Korbinian ist ein Bischof!“

„Was ist ein Bischof?“ fragen die Kinder.

„Ein Bischof erzählt den Menschen von Gott und Jesus“, erklärt Hiltrud.

„Darum trägst du diesen Schal mit den Kreuzen. Das Kreuz erinnert an Jesus“, rufen die Kinder.

Und so stellt sich heraus, dass die Kinder in Neufahrn zwar Christen sind, aber nicht viel von Jesus wissen

Ob der Bischof Korbinian ihnen etwas über Jesus erzählen könnte?

Korbinian tut das gerne:

„Ich will euch nicht über Jesus erzählen, sondern eine Geschichte von Jesus erzählen:

Ein Hirte hatte 100 Schafe, die er jeden Tag auf die Weide führte.

Doch eines Tages stellte er fest, dass ein Schaf fehlte.

Da ließ der Hirte die neunundneunzig anderen Schafe einfach zurück …

… und machte sich auf die Suche nach dem verlorenen Schaf …

… und als er es gefunden hatte, …

… da nahm er es auf den Arm und brachte es heim.

Und er lud alle Menschen aus seiner Nachbarschaft ein und feierte ein Fest und sagte: Freut euch mit mir, denn ich habe mein verlorenes Schaf wieder gefunden.“ (nach Lk 15, 3-6)

Die Geschichte hat den Kindern aus Neufahrn gefallen, aber eines sagt: „Bischof Korbinian, du wolltest uns was von Gott und Jesus erzählen und jetzt hast du uns nur eine Geschichte über Schafe erzählt.“

„So wie dieser gute Hirte ist Gott, sagt Jesus. Er sorgt dafür, dass kein Mensch verloren geht“, erklärt Korbinian.

Die Kinder erzählen Korbinian, wo ihre Familien herkommen:

Die Eltern des ersten Kindes sind aus Italien eingewandert, die Familie des zweiten Kindes aus Böhmen. Die Leute aus Böhmen haben auch den Namen „Bayern“ mitgebracht. Die Familie des dritten Kindes wohnt schon seit langer Zeit in Neufahrn.

Korbinian staunt: „Und obwohl eure Familien aus unterschiedlichen Ländern kommen, lebt ihr friedlich zusammen und vertragt euch, das ist schön.“

„Noch schöner wäre es, wenn wir jetzt weiterziehen könnten, ehrwürdiger Bischof!“, mischen sich die Wachen ein.

„Achja, der Herzog“, seufzt Korbinian.

Er segnet die Kinder aus Neufahrn und verabschiedet sich.

„Wenn alle Menschen hier so nett sind wie die Leute in Neufahrn, dann bin ich gerne der Bischof von Freising!“, meint Korbinian, während er und seine Gemeinschaft sich mit den Wachen weiter auf den Weg nach Freising machen.

Arbeo erzählt:

Endlich waren Korbinian und seine Gemeinschaft nach Freising gekommen.

Grimoald und seine Ehefrau Pilitrud waren sehr zufrieden, dass es nun endlich einen Bischof in Freising gab.

Korbinian bekam sogar ein eigenes schönes Haus mit Dienern in der Burganlage zu Freising, in der Nähe des Hauses des Herzogs. Dort lebte er nun mit seiner Gemeinschaft.

Aber von Anfang an war das Verhältnis zwischen dem Herzogspaar und Korbinian nicht das Beste.

Korbinian und das gedankenlose Herzogspaar

Gudrun, die Dienerin des Herzogs Grimoald und seiner Frau Pilitrud, deckt den Tisch, denn Bischof Korbinian ist zu Besuch eingeladen.

Pilitrud ist auf Korbinian schlecht zu sprechen:

„Ständig werden wir von diesem Bischof Korbinian kritisiert und ermahnt: Ihr müsst euch an die Gebote Gottes halten, ihr müsst mit den Armen teilen, haltet euch an die Regeln, ihr dürft nicht einfach machen, was ihr wollt …

… Himmel, ich bin die Frau eines Herzogs von Bayern, ich muss mir doch von einem Bischof nichts sagen lassen!“

„Reg dich nicht auf, Pilitrud“, beruhigt sie Grimoald. „Ich denke, Bischöfe müssen so daher reden, das muss man nicht alles ernst nehmen.“

Aber Hugbert, sein Neffe, entgegnet ihm: „Ein Bischof muss sich um das Seelenheil der Menschen kümmern und sie an Gott erinnern, das ist seine Aufgabe.“

Korbinian kommt und sie setzen sich zu Tisch.

Korbinian spricht ein Gebet und segnet das Brot …

… doch als der Herzog nach dem Brot greifen will, fällt es ihm aus Versehen zu Boden.

„So ein Ungeschick!“, ruft Grimoald, „Aber wir sind vornehme Leute und essen nicht vom Boden.“

Pilitrud ruft die Dienerin herbei: „Gudrun, meine Liebe, bitte bringe uns frisches Brot! Und wirf das Brot weg, das auf den Boden gefallen ist.“

Da wird Korbinian zornig, springt auf …

und wirft den Tisch um!

Er ruft: „Das ist einfach unglaublich! Habt ihr keine Achtung vor dem, was Gott, der Herr, uns an Gaben schenkt? Ihr könnt doch das Brot nicht einfach wegwerfen wie – wie – Abfall!“

Wütend verlässt Korbinian das Haus des Herzogs.

„Aber … warum denn das? Es war doch nur Brot!“ Grimoald versteht nicht, was Korbinian so zornig gemacht hat.

Hugbert hebt das Brot vom Boden auf und sagt: „Es war nicht nur Brot, es war Brot, sogar gesegnetes Brot.“

Grimoald ruft die Wachen herbei und befiehlt ihnen: „Lauft zum Burgtor und haltet den Bischof auf, nicht, dass er uns davonläuft! Und sagt ihm, dass es mir von Herzen Leid tut!“

Doch Pilitrud ruft: „Unfug! Dieser Korbinian ist ein Barbar und hat keine Manieren. Meinetwegen kann er dahin abhauen, wo der Pfeffer wächst.“

Arbeo erzählt:

Grimoald entschuldigte sich wirklich bei Korbinian.

Er hatte jetzt verstanden, dass man mit Lebensmitteln nicht unachtsam umgehen soll.

Aber Korbinian hielt es in dem Haus in der Burganlage zu Freising nicht mehr aus.

Weiter östlich war ein Berg und auf dem Berg war eine kleine Kirche, die dem Heiligen Stephan geweiht war. Deshalb heißt der Berg Weihenstephan.

Korbinian und seine Gemeinschaft zogen auf den Weihenstephan, bauten dort ein Haus, und pflanzten Bäume, Gemüse und Kräuter an.

Aber eine Sache bereitete der Gemeinschaft Probleme …

Korbinian und die wunderbare Quelle

Mehrmals am Tag muss einer oder eine aus der Gemeinschaft den Berg hinunterlaufen und dann wieder hinauf, um Wasser zu holen.

Das ist mühsam und führt zu Streit:

„Kann jemand Wasser holen?“ fragt Hiltrud.

„Ich habe heute schon Wasser geholt“, antwortet Uta und Anserich meint: „Ich war gestern zweimal Wasserholen. Außerdem ist das Frauenarbeit.“

„Quatsch“, entgegnet Uta ihm und fordert Hiltrud auf: „Du bist dran.“

„Ich habe heute auch schon einmal Wasser geholt“, antwortet Hiltrud.

„Schickt halt den Kleinen!, schlägt Anserich vor.

„Das ist keine Arbeit für ein Kind“, antwortet Hiltrud, „Der Weg den Berg hinunter bis zur Moosach und wieder rauf ist viel zu lang für ihn und die Gießkanne oder der Wasserkrug sind viel zu schwer“, und Uta fügt hinzu: „Außerdem verschüttet er die Hälfte, bis er wieder heroben ist.“

„Ach, Schmarrn“, winkt Anserich ab und ruft Erenbert herbei: „Erenbert, du bist dran mit Wasserholen.“

Erenbert hat schon etwas Besseres zu tun: „Korbinian hat gesagt, ich muss das Lesen und Schreiben üben.“

„Wasserholen ist wichtiger“, entgegnet Anserich.

„Ist es nicht!“, widerspricht Erenbert.

Korbinian kommt. „Was ist los?“, fragt er.

Niemand antwortet und Korbinian weiß, was los ist: „Ihr streitet euch wieder, wer dran ist mit dem Wasserholen, nicht wahr?

Uta klagt: „Es ist wirklich mühsam, Korbinian – für uns alle! Es ist schön hier …“ „ … aber hier müssen wir wirklich jeden einzelnen Tropfen Wasser den Berg hinaufschleppen“, spricht Hiltrud weiter.

„Wenn es hier auf dem Berg eine Quelle gäbe – dann wäre es perfekt!“, sagt Anserich.

„Geht zurück ins Haus und haltet Frieden untereinander“, befiehlt Korbinian und Erenbert sagt: „Ich bringe Anserich das Lesen und Schreiben bei!“

„Darauf kann ich verzichten“, meint Anserich.

Korbinian ist jetzt allein.

Er betet: „Guter Gott, ich bitte dich um eine Quelle frischen Wassers für meine Gemeinschaft hier auf diesem Berg um unseres Friedens und unserer Ruhe willen.“

Suchend geht er herum und stößt immer wieder mit seinem Stab in den Boden.

Da geschieht das Wunder:

Eine Quelle beginnt zu sprudeln, oben auf dem Weihenstephaner Berg!

Die Gemeinschaft ist begeistert: „Seht – eine Quelle, hier auf dem Berg!“, ruft Uta und Anserich jubelt: „Korbinian hat ein Wunder vollbracht!“

„Wer allein tut Wunder?“, fragt Korbinian.

„Gott allein tut Wunder“, antwortet Anserich, aber Erenbert meint: „Irgendwie funktionieren die Wunder besser, wenn Korbinian darum bittet.“

Samstagnachmittag

Arbeo erzählt:

Die wichtigste Kirche in Freising war und ist natürlich nicht auf dem Weihenstephan, sondern auf dem Berg, auf dem auch die Burg von Freising war:

Der Dom zu Freising. Jeden Tag ging Korbinian dorthin, um Gottesdienst zu feiern, zu predigen und den Menschen ein guter Bischof zu sein.

Eines Tages aber drehte Korbinian am Stadttor zu Freising wieder um, ohne den Dom zu besuchen.

Korbinian und die geschäftstüchtige Bauersfrau

Am Stadttor begegnet Korbinian einer Bauersfrau, die reichlich beladen ist mit Lebensmitteln, Geld und einem Ballen wertvollen Stoff. Gudrun hilft ihr beim Tragen.

„Gott zum Gruß, gute Frau! Du bist aber schwer beladen. Sogar Gudrun muss dir beim Tragen helfen, wie ich sehe“, spricht Korbinian sie an.

„Grüß Gott, Herr Bischof!“, antwortet die Bauersfrau. „Das alles habe ich mir redlich verdient. Unsere großzügige Frau Herzogin hat mich reichlich entlohnt.“

„Womit hast du dir diesen reichen Lohn verdient?“ fragt Korbinian.

Die Bauersfrau berichtet stolz:

„Dem kleinen Sohn der Herzogin geht es nicht gut. Da hat die Herzogin mich rufen lassen, denn ich habe eine besondere Begabung.

Ich kann Dämonen und böse Geister sehen und ich weiß Zaubersprüche, um sie zu bannen und zu verjagen.

Und tatsächlich: Der kleine Herzogssohn wurde von bösen Dämonen geplagt, das konnte ich auf den ersten Blick erkennen.

Da habe ich meine Zauber gewirkt und die unheilvollen Geister vertrieben. Ja, das kann ich, und das ist mein Lohn.“

Doch Korbinian wird richtig zornig. Er ruft:

„Nichts kannst du und eine Betrügerin bist du!

Glaubst du wirklich, Krankheiten würden von Dämonen verursacht?

Du nennst dich eine Christin und glaubst an Zauberei und Magie und Geisterbeschwörung und Ähnliches?

Christen glauben an Gott, den Vater, an unseren Herrn Jesus Christus und an den Heiligen Geist, nicht an böse Geister!“

Tatsächlich wird Korbinian jetzt handgreiflich und schubst die Bauersfrau zu Boden.

„Zaubersprüche helfen nichts! Medizin hilft, zu Gott um Hilfe beten hilft, den Armen etwas geben, das hilft!“ ruft er.

Er nimmt der Bauersfrau alle Geschenke ab und gibt sie Anserich und Erenbert, die ihn begleiten: „Bringt das den Armen, die unten an der Moosach wohnen.“

Anserich und Erenbert tun, was Korbinian ihnen angeschafft hat, doch Korbinian kann sich immer noch nicht beruhigen:

„Nichts! Der Herzog, die Herzogin, sie begreifen nichts!

Sie nennen sich christlich und glauben dabei jeden Unfug, den irgendein Betrüger oder eine Betrügerin sich ausdenkt.

Weil es ihnen vollkommen wurscht ist oder weil sie einfach nur dumm sind.

Geben ihr Geld lieber für so was aus, anstatt für eine gerechtere und bessere Welt! Und allen voran die Herzogin!

Wozu soll ich da in den Dom zum Beten gehen? Ach, habt mich doch alle gern. Lieber Gott, lass Hirn vom Himmel regnen!“

Immer noch zornig macht sich Korbinian auf den Rückweg nach Weihenstephan.

Natürlich ist auch die Bauersfrau wütend:

„Das lasse ich mir nicht gefallen, du dahergelaufener Bischof, du! Ich gehe zur Herzogin und dann werden wir ja sehen, was passiert!“

Arbeo erzählt:

Korbinian war weniger auf die Bauersfrau wütend als auf die Herzogin: Von ihr hatte er erwartet, dass sie nicht mehr an böse Geister und Zauberei glauben würde.

War es wirklich klug und richtig, die Bauersfrau so zu behandeln?

Die Bauersfrau ging tatsächlich zur Herzogin und berichtete ihr alles, was Korbinian gesagt und ihr angetan hatte.

Korbinian und die rachsüchtige Herzogin

Herzogin Pilitrud ist wütend, als sie hört, was Korbinian der Bauersfrau angetan hat:

„Das ist die Höhe! Was erlaubt sich dieser Bischof eigentlich?

Ich bin die Herzogin und ich kann tun und lassen, was mir gefällt, und brauche mir von diesem Menschen keine Vorschriften machen lassen!

Dieser Bischof Korbinian muss verschwinden!“

Pilitrud überlegt, wie sie Korbinian beseitigen kann:

„Mit Gift? Nein – das ist zu kompliziert und zu unsicher.

Soll ich den Wachen befehlen, dass sie den Bischof verhaften?

Das würde nichts bringen. Wenn mein Herr Gemahl, der Herzog, wieder zurück nach Freising kommt, wird er Korbinian wieder freilassen, sich tausendmal entschuldigen und alles ist noch schlimmer als zuvor.

Wenn der Bischof aber zufälligerweise Opfer eines schrecklichen Überfalles werden würde? Wenn ihn irgendein Schurke in seinem Bett umbringen würde?

Wer wäre in der Lage und bereit, heimlich in meinem Auftrag unseren Bischof zu ermorden?

Nino könnte das für mich erledigen und sein Geselle Luca. Sie sind die ganze Isar flussauf und flussab dafür bekannt, dass sie jähzornig und gewalttätig sind. Und Geld für einen Mord am Bischof können sie sicher gut gebrauchen.

Wäre doch gelacht, wenn dieser Plan nicht funktionieren würde, und dann auf Nimmerwiedersehen, Bischof Korbinian!“

Arbeo erzählt:

Tatsächlich, die Herzogin beauftragte Nino und seinen Kumpan Luca, sich nachts heimlich auf den Weihenstephan zu schleichen und Korbinian in seinem Bett zu ermorden.

Korbinian und die wichtige Information

Erenbert ist gerade dabei, Wasser aus der Quelle auf dem Weihenstephan zu schöpfen, da wird er angesprochen: „He, du!“

Es ist Gudrun, die sich heimlich zum Haus von Korbinian und seiner Gemeinschaft geschlichen hat: „Du musst dem Bischof eine Botschaft ausrichten“, sagt sie zu Erenbert.

„Muss ich das?“ fragt Erenbert zurück.

„Tu es einfach, wenn dir das Leben von Bischof Korbinian was wert ist“, redet Gudrun eindringlich auf ihn ein und fährt fort:

„Ich habe es mitbekommen, weil die Herzogin von mir erwartet, dass ich immer sofort da bin, wenn sie was von mir möchte. Ich war in der Nähe, weil ich musste, nicht weil ich lauschen wollte.

Die Herzogin wird zwei Mörder schicken, die in der Nacht den Bischof im Bett ermorden sollen.“

Erenbert erschrickt: „Warum will sie das tun?“

Gudrun antwortet: „Wegen der Bauersfrau, die den Herzogssohn mit Zaubersprüchen heilte wollte. Sag dem Bischof außerdem, ich find’s nicht richtig, dass er der Frau Gewalt angetan hat. Sie ist vielleicht ungebildet, aber nicht böse.“

„Du hast nicht das Recht, Korbinian zu kritisieren!“, wendet Erenbert empört ein.

„Ist mir egal“, antwortet Gudrun, „Ich find’s auch nicht richtig, dass die Herzogin ihn ermorden möchte, darum bin ich hier. Und ich mag Bischof Korbinian, er hat ein Herz für uns einfache Leute, so wie Jesus, von dem er im Gottesdienst erzählt.“

Erenbert bedankt sich bei Gudrun, die sich daraufhin schnell wieder auf den Weg zum Haus des Herzogs macht.

Erenbert ruft Korbinian und die Gemeinschaft aus dem Haus und berichtet ihnen alles, was Gudrun ihm gesagt hat.

Korbinian und seine Gemeinschaft sind entsetzt, aber Uta und Hiltrud pflichten Gudrun bei, dass Korbinians Umgang mit der Bauersfrau nicht richtig war.

„Aber das, was die Herzogin plant, ist auch nicht richtig!“, ruft Anserich und fasst einen Entschluss: „Ich werde heute Nacht wach bleiben, und wenn die Mörder kommen, dann …“

“ Was dann?“, unterbricht ihn Korbinian, „Hast du ein Schwert? Und wenn du eines hättest: Könntest du damit umgehen? Und wenn du damit umgehen könntest: Möchtest du zum Mörder werden?“

Darauf weiß Anserich keine Antwort.

„Was machen wir dann?“ fragt Uta.

„Den einzigen Ausweg nehmen, der uns bleibt,“ antwortet Korbinian.

Korbinian und das leere Haus

Und wirklich, noch in derselben Nacht schleichen finstere Gestalten auf den Weihenstephan.

Sie huschen in das Haus der Gemeinschaft und suchen in allen Ecken und Winkeln nach Korbinian.

Aber Korbinian und seine Gemeinschaft sind spurlos verschwunden!

Samstagabend

Arbeo erzählt:

Sobald Korbinian und seine Gemeinschaft vom Plan der Herzogin erfahren hatten, brachen sie auf und verließen heimlich Freising.

Ihr Weg führte sie an den Ort, der Korbinian besonders an Herz gewachsen war, nach Südtirol. Dort ließen sie sich nieder.

Korbinian und die unangenehme Rückkehr

„Kommt, wir wollen miteinander zu Abend beten!“, ruft Korbinian seiner Gemeinschaft zu. „Denn Gott ist das Wichtigste in unserem Leben.“

Nach dem Gebet fragt Erenbert: „Denkst du noch an Freising zurück, Korbinian?“

„Natürlich“, antwortet Korbinian, „Die Menschen waren dort freundlich und offen für Gott. Die Meisten, wenigstens. Aber dieser ganze Ärger mit dem Herzogspaar, das war nichts für mich.“

Uta ist zufrieden: „Hier ist das, was wir unser immer gewünscht haben: Ruhe und Einsamkeit und Zeit für Gott.“

Aber Hiltrud wendet ein: „Man kann Gott nicht nahe sein, wenn man nicht ein offenes Ohr für seine Mitmenschen hat.“

Anserich wirft trocken ein: „Man kann kein offenes Ohr für seine Mitmenschen haben, wenn man im Bett ermordet wird.“

Korbinian seufzt: „Ich bin als Bischof einfach nicht geeignet. Mein Ort ist die Ruhe und die Einsamkeit, um dort Gott zu dienen.“

Wer kommt denn da? Es ist Hugbert mit den Wachen des Herzogs. Was hat das zu bedeuten?

„Sei gegrüßt, Hugbert“, sagt Korbinian.

„Herzog Hugbert muss es heißen“, korrigiert ihn Hugbert.

Anserich fragt: „Herzog Hugbert? Was ist mit dem alten Herzog, deinem Onkel Grimoald und mit Pilitrud, der Herzogin?“

„Grimoald ist tot und Pilitrud ist ins Frankenland gezogen, an den Hof des Fürsten dort. Ich bin jetzt der Herzog von Bayern“, erklärt Hugbert.

„Das freut mich für dich, Herzog Hugbert. Gottes Segen möge über deiner Herrschaft ruhen. Was führt dich zu mir?“, sagt Korbinian.

Doch seine Gemeinschaft hat schneller als Korbinian erkannt, was Herzog Hugbert nach Südtirol geführt hat:

„Oh, nein!“, ruft Uta. „Das kann nicht wahr sein!“, stöhnt Anserich auf. „Ich glaube, ich weiß, was jetzt kommt!“, sagt Hiltrud und Erenbert seufzt nur: „Auf Wiedersehen, Südtirol.“

Und natürlich haben sie recht. Hugbert sagt: „Korbinian, ich bitte dich aus tiefsten Herzen und im Namen der Leute in Freising: Komm zurück und sei unser Bischof dort.“

Korbinian zögert kurz, dann steht er auf und wendet sich an seine Gemeinschaft: „Machen wir uns auf den Weg zurück nach Freising?“

Auch Erenbert, Uta, Hiltrud und Anserich stehen auf.

Korbinian, seine Gemeinschaft, die Wachen und der Herzog machen sich auf den Rückweg nach Freising.

„Ich danke dir, Bischof Korbinian“, sagt Herzog Hugbert.

Arbeo erzählt:

Korbinian und seine Gemeinschaft kehrten nach Freising zurück und Korbinian war Bischof von Freising bis an sein Lebensende.

Begraben aber wollte er nicht in Freising werden, sondern in Südtirol, wo er so gerne gewesen war, und so geschah es auch.

In einer kleinen Kirche dort, die dem Heiligen Valentin geweiht war, fand Korbinian seine Ruhestätte.

Sonntagvormittag

Arbeo erzählt:

Wenige Jahre, nachdem Korbinian in Südtirol in der kleinen Kirche des Heiligen Valentin seine Ruhestätte fand, besuchte eine Familie aus der Nähe von Freising diesen Ort.

Korbinian und der Sturz von der Mauer

Walda, Eliland und Landfrid eilen in die Kirche, dort in Südtirol.

„Setz dich hierher und warte, während wir in der Kirche beten!“, sagen sie zu dem kleinen Jungen, der sie begleitet.

Der Junge setzt sich auf die Bank vor der Kirche.

Ihm ist langweilig.

Er steht auf und läuft neugierig umher.

Er klettert auf die Schutzmauer, hinter der es steil hinab zum reißenden Fluss Passer geht.

Er balanciert auf der Mauer hin und her.

Er verliert das Gleichgewicht und stürzt in die Schlucht hinab, gerade in dem Moment, als seine Familie wieder die Kirche verlässt.

„Gütiger Gott!“, rufen sie, eilen zur Mauer und blicken in die Schlucht. „Der Berghang geht hier viele hunderte Fuß tief hinab. Er ist steil und zerklüftet und unten ist der reißende Fluss, die Passer! Das Kind ist tot!“

„Seht, da! Dort, auf diesem Felsvorsprung liegt das Kind“, ruft Eliland plötzlich und Landfrid sagt: „Ich steige hinab.“

Gesagt, getan. Vorsichtig klettert Landfrid zu dem Jungen hinab, da ruft Walda: „Das Kind bewegt sich. Es lebt! Dem Himmel sei Dank!“

Und tatsächlich gelingt es Landfrid, mit dem Jungen zusammen die Schlucht hinaufzuklettern und ihn in Sicherheit zu bringen.

„Bist du verletzt?“, fragt Walda.

„Kein Bisschen. Nur erschrocken bin ich. Landfrid hat mich gerettet“, antwortet der Junge.

„Und der Heilige Korbinian!“, ergänzt Eliland.

„Was hat der denn damit zu tun?“, fragt der Junge.

„Der Heilige Korbinian hat hier in dieser Kirche seine Ruhestätte. Er hat große Wunder getan, als er noch lebte, und jetzt hat er dich vor dem sicheren Tod in dieser Schlucht bewahrt,“ erklärt Eliland.

„Ist das der mit dem Bären?“, fragt der Junge.

„Genau der, ja! Und er war der erste Bischof von Freising,“ antwortet Eliland.

„Dann sollte er nicht hier, sondern in Freising seine letzte Ruhestätte haben“, meint der Junge.

„Korbinian will hier ruhen, beim Heiligen Valentin, Kind, und du hast das nicht zu entscheiden“, sagt Walda.

„Vielleicht, wenn ich groß bin? Und überhaupt: Heilige tun keine Wunder, nur Gott tut Wunder“, entgegnet der Junge, während die Familie den Ort mit der Kirche wieder verlässt.

Arbeo erzählt:

Da unten bin ich gelegen.

Der kleine Bub, der vor langer Zeit diese Schlucht hinuntergestürzt ist, das war niemand anderer als ich, als ich noch ein Kind war.

40 Jahre ist das her.

Vielleicht war es ein Wunder Gottes, dass ich damals nicht gestorben bin, vielleicht hat der Heilige Korbinian damals ein gutes Wort für mich eingelegt.

Jetzt bin ich der Bischof von Freising, der Nachfolger des Heiligen Korbinians, wie ihr wisst.

Aber dass Korbinian nicht bei uns in Freising begraben ist, sondern hier in Südtirol, das finde ich immer noch nicht richtig.

Vor wenigen Jahren haben die Leute aus Passau die Gebeine des Heiligen Valentin zu sich geholt und dieses Kirchlein verfällt.

Bei Valentin wollte Korbinian ruhen, der ist aber nicht mehr da, und in Freising haben wir einen großen Dom.

Bestimmt will Korbinian jetzt doch lieber in Freising begraben sein, da bin ich mir ganz sicher.

Nun, ich bin jetzt der Bischof von Freising und kann das entscheiden.

Ich werde die Gebeine Korbinians nach Freising holen und dort, im Dom, wird er seine letzte Ruhestätte finden.

Da habe ich eine Menge zu tun!

Und sein Leben werde ich auch aufschreiben, damit die Leute in Freising sich immer erinnern können, wer dieser Korbinian war.

Auf Wiedersehen, ihr Kinder und Leute von Neufahrn.

Kehrt nun zurück in eure Zeit, und wenn ihr nach Freising in den Dom kommt, dann könnt ihr Korbinian besuchen, unten in der Krypta, da, wo es ruhig ist.